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KOMMPENDIUM 02/2012

Kommunikativer Symbolismus

Kein Blatt vor den

Mund nehmen

 

Spannende Beitäge aus 9 Jahren KOMMPENDIUM Magazin.

Nicht alle Botschaften sind dem Adressaten angenehm. Dass eine unerfreuliche Nachricht kommuniziert werden muss, kommt in den besten Familien vor. Wer in einem solchen Fall versucht, sich um die klare Aussage herumzudrücken, begeht aus kommunikativer Sicht einen Fehler. Gewunden, ausweichend oder unaufrichtig zu formulieren, nützt hier selten viel. Auch in der Unternehmenskommunikation führt es in der Regel weiter, wenn die Verantwortlichen offen, klar und gerade aussprechen, wie die Dinge liegen,* wenn sie also „kein Blatt vor den Mund nehmen“.

 

Die Redensart umschreibt eine unverblümte, geradlinige Ausdrucksform und stammt aus der Theaterwelt: Lange Zeit verbargen die Schauspieler ihre Gesichter hinter Masken – oder aber auch hinter Feigenblättern. So konnten sie unerkannt Kritik und Spott äußern, ohne Gefahr zu laufen, dafür anschließend zur Verantwortung gezogen zu werden.

 

Wer das sprichwörtliche Blatt nicht vor den Mund nimmt, redet folglich offen, spricht Klartext und scheut sich nicht vor der Verantwortung für seine Aussagen. Der Humanist Heinrich Bebel hat diese Deutung bereits im 16. Jahrhundert formuliert: „Nullum folium ori apponere; id est: libere loqui“ (kein Blatt vor den Mund zu nehmen, das bedeutet: frei zu sprechen), heißt es in seiner Sprichwortsammlung. Frei zu sprechen – eine Kommunikationskultur, die nicht zu verwechseln ist mit Schonungslosigkeit. Verantwortungsvolle Kommunikation beherrscht das Kunststück, Respekt und Offenheit miteinander zu vereinbaren.

 

* Nach Jürgen Habermas muss erfolgreiche Kommunikation nicht nur verständlich, sie muss auch wahr in Bezug auf den dargestellten Sachverhalt, richtig in Bezug auf den sozialen Rahmen und wahrhaftig in Bezug auf die ausgedrückte Einstellung des Äußernden sein. Vgl. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. I, Frankfurt am Main 1995 (1981), S. 413 und KOMMPENDIUM Ausgabe 02/2009, S. 6.

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Die Redensart umschreibt eine unverblümte, geradlinige Ausdrucksform und stammt aus der Theaterwelt: Lange Zeit verbargen die Schauspieler ihre Gesichter hinter Masken – oder aber auch hinter Feigenblättern. So konnten sie unerkannt Kritik und Spott äußern, ohne Gefahr zu laufen, dafür anschließend zur Verantwortung gezogen zu werden.

 

Wer das sprichwörtliche Blatt nicht vor den Mund nimmt, redet folglich offen, spricht Klartext und scheut sich nicht vor der Verantwortung für seine Aussagen. Der Humanist Heinrich Bebel hat diese Deutung bereits im 16. Jahrhundert formuliert: „Nullum folium ori apponere; id est: libere loqui“ (kein Blatt vor den Mund zu nehmen, das bedeutet: frei zu sprechen), heißt es in seiner Sprichwortsammlung. Frei zu sprechen – eine Kommunikationskultur, die nicht zu verwechseln ist mit Schonungslosigkeit. Verantwortungsvolle Kommunikation beherrscht das Kunststück, Respekt und Offenheit miteinander zu vereinbaren.

 

* Nach Jürgen Habermas muss erfolgreiche Kommunikation nicht nur verständlich, sie muss auch wahr in Bezug auf den dargestellten Sachverhalt, richtig in Bezug auf den sozialen Rahmen und wahrhaftig in Bezug auf die ausgedrückte Einstellung des Äußernden sein. Vgl. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. I, Frankfurt am Main 1995 (1981), S. 413 und KOMMPENDIUM Ausgabe 02/2009, S. 6.

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